Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Prof. Dr. Jurij Murašov erhält Opus-Magnum-Förderung der Initiative Pro Geisteswissenschaften

19. April 2011

Porträt Jurij Murasov

Der Slawist Prof. Dr. Jurij Murašov nutzt von April bis September 2011 eine Opus-Magnum-Förderung der Initiative „Pro Geisteswissenschaften“, um an einer Monografie zu „Poetologien des Antiökonomischen in der russischen Kultur im 11. - 20. Jahrhundert“ zu schreiben.

Das Forschungsprojekt fokussiert auf eine doppelte Konstellation.
Unter dem Term des Antiökonomischen geht es um die in verschieden Epochen und diskursiven Milieus in Russland zu beobachtenden Bestrebungen, die auf Abstraktion, Differenzierung und Zirkulation basierte Eigenlogik des Ökonomischen aufzuheben, ihr entgegenzuwirken, sie in diverse Semantiken und Narrative des Nationalen zu übersetzen ‒ oder gar das Ökonomische einfach wegzuerzählen. Das hier verwende Konzept des Antiökonomischen bleibt dabei prinzipiell bezogen auf das Ökonomische als Resultat einer funktionalen Ausdifferenzierung moderner Gesellschaften. Die Spannung zwischen Antiökonomie und Ökonomie betrifft also gerade auch das Verhältnis von Semantik und Darstellung einerseits und den ökonomischen Realien und den res der Rede über das Ökonomische andererseits.

Mit dem Begriff der Poetologie und der Frage, durch welche diskursiven, narrativen, rhetorischen und semantischen Strategien Gegenstände des ökonomischen Wissens hervorgebracht, transformiert oder zum Verschwinden gebracht werden, rückt die Literatur in das Zentrum des Forschungsvorhaben. Sie etabliert sich als jene Sphäre, in der nicht nur Wissensbestände in Form von Motiven, Sujets und Narrativen kommuniziert werden, sondern in der die Darstellungsformen und die sprachlichen und medialen Erscheinungsweisen und Modi dieser Bestände (ästhetisch) zur Disposition gestellt wird. Auf diese Weise bietet sich die literarische Kommunikation als Bereich an, in dem gerade auch die eigentümliche Gegenläufigkeit von Ökonomie und Antiökonomie, die die russische Kultur durch die Jahrhunderte hindurch in Atem hält, beobachtet und analysiert werden kann.

Prof. Murašov ist maßgeblich beteiligter Wissenschaftler des Exzellenzclusters. Er leitet hier das Forschungsprojekt „Buchstaben, Ziffern und Kalkulationen der Macht“.

„Opus Magnum“ ist ein Förderinstrument der Initiative Pro Geisteswissenschaften, die von der Fritz-Thyssen-Stiftung und der Volkswagen-Stiftung gemeinsam getragen wird. herausragende Forscherinnen und Forscher können sich für bis zu zwei Jahre von ihren sonstigen Aufgaben freistellen lassen, um sich auf die Abfassung eines größeren wissenschaftlichen Werks zu konzentrieren. Die beteiligten Stiftungen tragen dabei die Kosten für die Lehrvertretung und unterstützen die Entstehung der Publikation.